«Wäää, dini Trompete tropfet!»

In Biberist bereitet sich Fasnachtsnachwuchs auf den Hilari vor

Seit den Herbstferien probt in Biberist eine Kinderguggemusig. Einige der 14 Kinder und Jugendlichen haben das Instrument, das sie bereits jetzt beachtlich beherrschen, erst nach den Herbstferien zum ersten Mal in den Händen gehalten. Nun können sie ihren ersten Auftritt am Hilari kaum erwarten.

Ein ganz wichtiger Mann ist Sven Düscher mit der Pauke. Hinten in der Mitte haut er den Grundtakt, zwar auf einem Kindermodell, aber für den Achteinhalbjährigen entsprechen deren Ausmasse durchaus jenen einer Pauke für einen Erwachsenen. Mit ihm in der hinteren Reihe sind drei Schlagzeuge, zwei Sambarasseln und ein Waschbrett für den Rhythmus besorgt. Vorne stehen die Bläser und Bläserinnen im Halbkreis: drei Saxofone, zwei Trompeten und ein Kornett.

Auch der musikalische Leiter, Pascal Vögeli, Jahrgang 1984, spielt Saxofon, wenn er nicht gerade versucht, den Takt zu präzisieren, einen Einsatz zu geben und das Stück abzuwinken. Da nützen allerdings auch seine hoch erhobenen Arme nicht viel. «Ihr müsst mich anschauen». mahnt er immer wieder. Auf die Noten müssen die Guggenmusiker jedenfalls nicht, denn sie spielen alles auswendig. Viele wären wohl gar nicht in der Lage, die Töne, die sie so gut im Kopf haben und fast fehlerlos wiedergeben, aus der Notenschrift umzusetzen.

Spielen nach Gehör

Etliche hatten ihr Instrument Ende Oktober erstmals in den Händen. Der achteinhalbjährige Lukas Dick darf seither das Kornett seines Vaters benutzen und spielt die drei bisher eingeübten Stücke tadellos mit. Musikstunden hatte er deswegen keine, sondern man hat ihm die Griffe gezeigt. Wie die meisten spielt er jetzt einfach nach Gehör. «Am Anfang hat Pascal uns manchmal diktiert: «a, c, g, a, c, g» — und wir haben es einfach gespielt», erinnert sich die vierzehnjährige Andrea Beyeler, die zuerst mit zwei Kolleginnen Querflöte spielen wollte. Als die beiden doch nicht mitmachten, hatte sie das Gefühl, nur eine Flöte gehe unter — und begann, Trompete zu lernen. «Daniel Sterchi, der schon lange Trompetenunterricht hat, zeigt mir immer wieder, wie es geht». Es geht jedenfalls verblüffend sicher.

«Wir brauchen Nachwuchs»

Nach der letzten Fasnacht war es für den Vorstand der Dorffasnacht Biberist klar: «Wir brauchen Nachwuchs.» So wurde im Spätsommer ausgeschrieben, dass nach den Herbstferien eine Kinderguggenmusik mit dem Proben beginne. Musikstudent Dominique Trösch erklärte sich bereit, das Präsidium zu übernehmen. So oft als möglich unterstützt er Pascal Vögeli. So kann während des Spiels einer der Melodie- und einer der Rhythmusgruppe speziell beistehen. Das war vor allem beim Stück «Adam's Family» nötig. Noch jetzt dauert es manchmal mehrere Takte, bis die Rhythmusgruppe und die Instrumentalisten übereinstimmen, aber sie treffen sich, obwohl der Rhythmus wirklich seine Tücken hat. «Ihr müsst noch lauter spielen, noch lauter!» versucht der Leiter das Geschmetter zu übertönen. Auch «We will rock you» geht jetzt immer besser.

Rhythmus-Doping

«Wäää, dini Trompete tropfet!», stupst der Kornettist seinen Nachbarn. Der Paukist guckt immer unkonzentrierter durch seine Brillengläser und die Arme, die seit einer knappen Stunde in regelmässiger Bewegung sind, werden matter. Doch dann folgt wieder der «Fasnachtsmarsch». Es ist, als ob alle Kinder frisch aufgezogen wären: neuer Elan, deutlich lauter, Begeisterung total. «Unser Bühnenauftritt dauert zehn Minuten, und wir haben nur drei Stücke», rechnet Pascal vor. Sollen wir einfach alles mehrmals spielen?» «Jaaaa», tönt es vielstimmig. «Oder versuchen wir eine Rhythmus-Einlage?» Dass es im Ofen nur noch schwach glimmt, nehmen die Kinder kaum war. Sie schlagen sich auf die Hüften, klatschen, rasseln oder bearbeiten die Drums, was das Zeug hält. 14 Nachwuchsfasnächtler, davon fünf Mädchen, fiebern ihrem ersten Auftritt entgegen. Details und Name seien hier verschwiegen. Überraschung muss sein.

Ein Bericht von Anne-Regula Keller in der Solothurner Zeitung vom 11. Januar 2001
(Abschrift)

Die Jugend-Guggenmusik Note-Tschauper ist Mitglied der Dorffasnacht Biberist.